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Donnerstag, 12. August 2010

Sauerstoff aus der Dose

Unser Besuch in Lhasa war sehr aufregend und abwechslungsreich. Auf Grund unserer Erkältung konnten wir zwar einige Sehenswürdigkeiten nicht besichtigen aber trotzdem durften wir einige andere Örtlichkeiten kennenlernen, die so in keinem Reiseführer stehen. Ich würde diese jetzt auch auf keinen Fall weiterempfehlen aber nichts desto trotz war es für uns eine interessante Erfahrung.

Aufgrund unserer Erkältung hatten wir sehr hohes Fieber, welches ich mit etwas stärkeren Tabletten bekämpfen wollte. Im nachhinein kann ich nur zur Vorsicht raten, da Medikamente als Nebenwirkung das Blutbild ändern können. Der wenige Sauerstoff, der in dieser Höhe vorhanden ist, kann so noch schlechter transportiert werden. Auf jeden Fall wachte ich in der Nacht, wo Deutschland bei der WM Argentinien aus dem Rennen warf, gegen 2 Uhr auf und hatte Atemprobleme. Ich bekam plötzlich Probleme Luft zu holen und mein Herzschlag überschlug sich.
Nachdem wir Hilfe beim Hotelpersonal und unserem Reiseführer geholt hatten, wurden meine Arme taub und ich war kurz davor das Bewußtsein zu verlieren.
Jetzt bemühten sich die Leute vom Hotel nach Sauerstoff, welchen Sie auch irgendwo besorgen konnten. Sie kamen mit fünf überdimensionalen Sprühdosen an, die mit Hilfe eines Aufsatzes reinen Sauerstoff versprühen. In diesem Moment echt komisch, wenn das weitere Wohlbefinden an solch einem Spray hängt. Aus Mangel an Alternativen sprühte ich was das Zeug hielt und hoffte auf ein Krankenhaus.
Das ewig kein Krankenwagen kam und sich die ganze Aktion im Hotel ewig verzögerte, begriff ich dann einige Minuten später. Die Leute vom Hotel trugen mich dann mehr oder weniger die Treppen herunter und verfrachteten mich in ein Taxi. Ich hang natürlich an meinen Spraydosen, die langsam zur Neige gingen. Aber anscheinend halfen die Dosen, da ich wieder meine Hände und Füße spürte und bei vollem Bewußtsein war. Nun war ich auf der Fahrt ins Krankenhaus auch in der Lage die Situation in der Altstadt Lhasas bei Nacht zu erfassen.
Ich kam mir plötzlich vor wie im Krieg. Alle 50 Meter standen 50 bis 60 vollbewaffnete Soldaten mit dem Gewehr im Anschlag. Panzerfahrzeuge und Absperrungen an jeder Ecke ließen mich immer mehr meine eigentlichen Probleme vergessen. Mir machte jetzt das Militär und die ansonsten menschenleeren Strassen plötzlich mehr Sorge.
Als wir dann das Krankenhaus erreichten, hatten wir jetzt die Möglichkeit einen Einblick in das tibetische/chinesische Gesundheitssystem zu bekommen. Beim Betreten des Krankenhauses vermissten wir den typischen Krankenhausgeruch. Vom Geruch her erinnerte es eher an ein stilles Örtchen im Bahnhof. Dazu kam, dass es diese Nacht eine Messerstecherei gegeben hatte und eingige mehr oder weniger blutende Patienten einen sehr eigenartigen Eindruck hinterließen.
Trotzdem ging alles Recht schnell und ich war bei einem Arzt im Zimmer. Ich bin mir sicher, dass durch die verschiedenen Instanzen des Übersetzens einiges an Information verloren ging aber nachdem er dann doch Herz und Lunge untersuchte waren wir auf dem richtigen Weg. Mittlerweile hatte sich die Situation mit dem Atmen auch wieder ganz gut eingepegelt, nur das Herz raste noch.
Übrigens waren mit mir noch 3 oder 4 andere Patienten im Arztzimmer und jeder drängte um den Arzt und wollte untersucht werden.

Nach dieser Aktion setzte ich dann ganz spontan die Tabletten wieder ab. Zwei Tage später und nach einigen Besuchen in dem Krankhaus wurde dann auch endlich erkannt, dass es sich bei uneren Problemen um eine Erkältung handelte, die dann mit Antibotika ziemlich gut abklang. Ich muss hier auch erzählen, dass wir bei einen der weiteren Besuche auch in ein neues Krankenhaus kamen, das einen etwas besseren Eindruck machte.

Auf jeden Fall bestand nun keine Gefahr mehr und wir konnten ins Hotel zurückkehren. Wir stiegen ins Taxi und fuhren Richtung Hotel. Als es in die Altstadt ging war die Fahrt jedoch zu Ende. Die schon erwähnten Soldaten widerten Gefahr. Jetzt mussten wir die letzten ca 400 Meter zu Fuß weiter. Ständig wurden wir angehalten und gemustert und unser Begleiter aus dem Hotel musste anscheinend viel erklären. So standen uns recht müde aussehenden Gestalten einige hundert Soldaten gegenüber...wie unfair!

Montag, 2. August 2010

Lhasa

Nachdem wir gelandet waren und alle Sicherheitskontrollen überstanden hatten, wurden wir von unserem Guide mit einem Khata empfangen. Dabei handelt es sich um einen traditionellen Begrüßungsschal, der für Glück, Wohlwollen und Mitgefühl steht. Der Flughafen ist ca eine Stunde Busfahrt von Lhasa entfernt.
Die ersten Eindrücke von Lhasa sind eher etwas ernüchternd. Breite, vielbefahrene Straßen führen durch eine eher gesichtslose und langweilige chinesische Stadt. Viele bunte Reklametafeln und hier und da ein Denkmal für chinesisches Heldentum.
Als wir dann jedoch einen ersten Blick auf den Potala werfen konnten, änderte sich das Bild komplett. Dieses mächtige, über die Stadt thronende Bauwerk, strahlt nach wie vor Etwas aus, was einen an das vielbeschriebene geheimnisvolle alte Tibet erinnert.
Wenig später kamen wir an unserem Hotel in der Altstadt an. Direkt am Jokhang gelegen, waren wir hier auch im religiösen Zentrum Lhasas. Das ließ einen schnell die Vorstadt vergessen und man konnte Spuren des alten Tibets erahnen. Einzig die vielen Soldaten und Polizisten, die hier an jeder Ecke standen, sowie die chinesischen Schriftzeichen an den Gebäuden erinnerten ständig an die politische Situation im Land. Ich habe mir häufig versucht vorzustellen, wie es hier vor der Revolution ausgesehen haben muss.
Die nächsten 5 Tage waren für die Besichtigung Lhasas vorgesehen. Außerdem benötigte man die Zeit, um sich an die Höhe von über 3600 Meter zu gewöhnen. Leider verloren wir in Lhasa 3 Tage, da uns eine starke Erkältung mit hohem Fieber ans Bett fesselte.
Trotzdem konnten wir einige kleine Ausflüge unternehmen und die Stadt etwas kennenlernen. Die Besichtigung des Jokhang war die erste Möglichkeit auf unserer Reise einen Tempel von Innen zu sehen. Blendet man die Massen an Touristen bzw. Pilgern aus, die versuchten in das Heiligtum zu kommen, bekam man einen kleinen Einblick ins Tempelinnere. Ein schwerer Geruch von Butterlämpchen und anderen Räucherstäbchen lag in der Luft und machte das Atmen teilweise recht schwer. Viele Wandbilder, Statuen und anderer religiöse Symbole erzählten von Buddha und seinem Weg. Es ist beeindruckend wie religiös die Menschen sind und wie sie ihr Leben danach ausrichten.
Später besichtigten wir den Sommerpalast des Dalai Lama und erkundeten den Barkhor, wo den ganzen Tag über sehr viel los ist. Schon morgens 6 Uhr warfen sich die Pilger Richtung Jokhang nieder und bis 21 Uhr war der Barkhor mit Menschen gefüllt. Von unserem Hotelzimmer konnten wir das Treiben auch an unseren Krankentagen beobachten.
Lhasa bietet meiner Meinung eine Menge an sehenswerten Tempeln, Gebäuden, Plätzen, Strassen und auch Menschen. Die Altstadt gibt dem Besucher etwas über Land und Kultur preis und es ist mit einigen Ausnahmen einfach schön in der Altstadt alle Ecken und Winkel zu erkunden. Auf der anderen Seite ist China und die dazugehörige Problematik sehr präsent und nimmt anscheinend immer mehr Platz in Lhasa ein. Trotzdem ist es noch ein Ort, den man unbedingt erlebt haben muss...